Around the World – die Welt ist ihr Büro.

Mandy Breitenborn, Versicherungsvermittlerin, Investorin und Unternehmerin aus Leidenschaft, hat durch den Vertrieb einen Job gefunden, der sich ihrem Leben anpasst. Warum einst zwei fehlende Zentimeter entscheidend für ihre Berufswahl waren, erzählt Mandy uns im Interview.


Wie ist es dazu gekommen, dass Du dich für den Versicherungsvertrieb entschieden hast?

Als ich mit gerade 15 Jahren das erste Mal in einem Flugzeug saß, war ich schwer begeistert – vom Fliegen und im Besonderen von den schick uniformierten Flugbegleiterinnen, die mir den Kaffee brachten und die Herren auf den hinteren Plätzen höflich baten, nun das Rauchen einzustellen. Meine Vorstellung vom Traumjob war geboren. Damals habe ich die Möglichkeit, viel von der Welt zu sehen, meine Sehnsucht nach Ferne zu stillen, nur in Kombination mit diesem Job gesehen. Mein Pech und im Nachhinein großes Glück war, dass Flugbegleiterinnen zur damaligen Zeit bei den meisten Airlines eine Mindestgröße von 1,65 m vorweisen mussten. Mir fehlten genau 2 cm! Für mich war ganz klar, dass ich einen Job finden wollte, der mir sowohl Spaß macht als auch meine Reiselust finanziell ermöglicht. Als junge Frau kam mir dabei auch eine Karriere als Bankkauffrau in den Sinn. Da war ich aber leider nicht die Einzige. Zu meiner Zeit hatten viele diese Idee. Die Banken hatten die Auswahl. Nur die Besten der Besten wurden genommen. Ich war nicht dabei. Also musste ein Plan B her und so stolperte ich in die Versicherungsbranche. Ich war mir vor Beginn der Lehre nicht sicher, ob dieser Job wirklich etwas für mich ist. Andererseits, wer weiß das schon in diesem Alter? Es war eine kaufmännische Ausbildung, die mich in jedem Fall weiterbringen könnte. Fest stand für mich schon damals, dass es mir sehr wichtig ist, einen guten Job zu haben!


Du bist jetzt schon seit über 20 Jahre im Vertrieb. Was hat Dich dazu gebracht zu bleiben?

Während der 3-jährigen Ausbildung kam mir nicht einmal in den Sinn: „O Gott was mache ich bloß nach der Ausbildung?“ Für mich stand schon im zweiten Lehrjahr fest, dass ich definitiv hierbleibe! Mein Arbeitgeber hat mir schon damals die Gelegenheit gegeben, viel zu reisen, viel zu lernen und er gab mir die Zeit und die Chance, mich zu entwickeln.


Wie ging es dann weiter?

Gleich nach der Ausbildung machte ich mich selbständig und übernahm erst eine Geschäftsstellte, kurze Zeit später eine zweite. Eine große Herausforderung! Ich realisierte schnell, dass ich etwas verändern musste! Ich wollte Wege finden, es zu schaffen, an meinen nun mittlerweile zwei Standorten zu arbeiten, mein frisch begonnenes 5-jähriges Fernstudium zu meistern und beides mit meiner bestehenden Vereinstätigkeit unter einen Hut zu bekommen. Irgendwie fühlte sich alles etwas unstrukturiert und vor allem viel an.


Für welches Studium hast Du Dich entschieden?

Für den Klassiker BWL, mit Schwerpunkt europäische Wirtschaft.


Anfang der 2000er war der Begriff Digitalisierung für viele noch ein Fremdwort. Wie konntest Du Dein Studium im Ausland und Deine Arbeit trotzdem gleichzeitig durchführen?

Smartphones, unterwegs Internet haben, generell Technik, die es einem ermöglicht, hybrid zu arbeiten, das alles gab es zu dieser Zeit in meiner Branche noch nicht wirklich oder es war sehr umständlich und teuer. Es war das Zeitalter der schönen Internetcafés. Bei einem Auslandsseminar 2007 bin ich durch meine Kommiliton*innen auf Facebook aufmerksam geworden. Es war ein absolutes Novum, da man darüber auch kostenlos Privatnachrichten schreiben konnte. Eine SMS aus dem Ausland war zu dieser Zeit begrenzt, umständlich und extrem teuer. Ich habe mich also sofort bei Facebook registriert, um diese Plattform für mich als „Arbeitsmittel“ zu nutzen. Zurück in Deutschland sagte ich meiner Mitarbeiterin, sie solle sich unbedingt bei Facebook anmelden, damit wir den Messengerdienst zur Kommunikation während meiner Abwesenheiten nutzen können. Sie schaute mich entgeistert an: dies war leider in Deutschland noch nicht möglich, da Facebook erst 2008 so richtig verfügbar war. Als es dann endlich soweit war, hat es mir meinen Arbeitsalltag im Ausland enorm erleichtert. Wir haben den Messenger genutzt, um uns auszutauschen, Arbeitsprozesse zu besprechen und haben Kund*innenanfragen weitergeleitet. Wir konnten bequem, schnell und vor allem kostenlos miteinander kommunizieren. Wie einfach das heute geht!

Diese Arbeitsweisen haben mir den Spielraum gegeben, über den Tellerrand hinauszuschauen und auch weit weg vom Büro zu arbeiten.

 

Wie wichtig ist es, ein gutes Netzwerk zu haben, um erfolgreich zu sein?

Früher habe ich gedacht, dass es hauptsächlich im Vertrieb wichtig ist, ein gut ausgebautes Netzwerk zu haben. Also Leute zu kennen, die später deine Kund*innen werden. Natürlich sehe ich es heute anders. In jeder Branche ist es wichtig, ein gutes Netzwerk zu haben und zu pflegen. Doch auch hier gilt das Prinzip „Fair Play“. Geben und Nehmen! Gerade als Unternehmerin ist es schön, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und neue Ideen und Inspirationen aus anderen Branchen für das eigene Unternehmen mitzunehmen. Es gibt so viele Potentiale und ich habe so viele Macher und Macherinnen kennengelernt. Es hat mich immer motiviert, gemeinsam etwas zu bewegen.

 

Du bist nun seit über 20 Jahren Unternehmerin. Gab es jemals eine Zeit, in der Du Angst hattest, zu scheitern?

Ja, natürlich! Ich war jung und es gab auch Tage, da war ich unsicher, ob das alles so richtig ist, wie ich es mache. Tanze ich vielleicht auf zu vielen Hochzeiten? Dann die Krisen 2002 / 2008. Existenzängste hatte ich da aber nie. Ein entscheidender Punkt war die Corona-Krise. Es ging bis dato immer nur in eine Richtung und das war bergauf. Im Vertrieb zu arbeiten machte mir unglaublich viel Spaß. Dazu hatte ich angefangen, mich an kleinen Unternehmen zu beteiligen und verschiedene Investitionen zu tätigen. Irgendwie kam die Welle und die wollte ich einfach so lange wie möglich reiten. Einfach immer Vollgas und dann kam 2020 die Vollbremsung. Erst dann merkte ich auf einmal, wie schnell ich die ganze Zeit gerodelt war. Und es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so etwas wie Existenzangst spürte, da ich das Ausmaß der Krise zu dieser Zeit nicht abschätzen konnte. Meine Kund*innen, die zum großen Teil Unternehmerkund*innen sind, riefen mich an. Wir tauschten uns aus, versuchten Lösungen zu finden. Und das täglich für viele Stunden. Das macht was mit einem.

Diese Krise allerdings hat mich sehr viel gelehrt und dafür bin ich heute dankbar!

 

Du warst 22 Jahre jung, als Du in die Selbstständigkeit gegangen bist. Was würdest Du Deinem jüngeren Ich mitgeben?

Auch wenn man die jüngste Person im Raum ist, sollte es einen nicht dazu bringen, sich kleiner zu machen. Mehr MUT! 

Halte Dich nicht so lange an Fehlern auf, die Du gemacht hast. COOL bleiben. 

Ich musste lernen, dass wirklicher Erfolg immer eine Teamarbeit ist. Es ist nie eine EINZELLEISTUNG! 

Erfolg ist für mich ein schleichender Prozess und wenn die Welle kommt, dann muss man oben bleiben.



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Autorin: Margarete Stäubler