Ich bin Vertrieb durch und durch – von der Sachbearbeiterin zur Leiterin der größten Regionaldirektion

Marie-Luise Ziegler, ist als Sachbearbeiterin gestartet und leitet heute die größte Regionaldirektion der Gothaer. Welche Vorteile ihr das Muttersein in dieser Rolle bringt, erfährst Du im Interview. 


Welche Frage bekommst Du als Frau im Vertrieb am häufigsten gestellt? 

Die häufigste Frage ist: Wie ist denn das so gewesen als erste Frau bei der Gothaer eine Regionaldirektion zu leiten? Diese Frage höre ich ganz oft und direkt danach wird immer gefragt, wie denn meine männlichen Kollegen auf mich reagiert haben. 

Die Antwort darauf ist allerdings nicht so spektakulär, wie viele es sich denken. Ich hatte natürlich zu Beginn sehr viel Aufmerksamkeit, aber im Grunde genommen habe ich einfach meinen Job gemacht. Ich habe genau dieselben Ziele wie meine männlichen Kollegen, dieselben Herausforderungen und das Interesse vertrieblichen Erfolg zu generieren. 

Von meinen damals 16 männlichen Kollegen wurde ich sehr gut aufgenommen. Zu Beginn hatte ich etwas bedenken, wie sie denn auf mich reagieren würden, allerdings waren diese total unbegründet. Bis heute habe ich einen sehr guten Kontakt zu meinen Kollegen und es war nie ein Thema, dass da plötzlich eine Frau mit dabei war. In unseren Diskussionen, mittlerweile sind wir 2 Frauen und 15 Männer, sind die unterschiedlichen Perspektiven für beide Seiten interessant und führen zu besseren Entscheidungen.   


Was ist für Dich das Besondere am Vertrieb?  

Wo fange ich an, wo höre ich auf? Ich bin ganz klar Vertrieb durch und durch! Mich motiviert es, dass ich tolle Vertriebspartner habe, mit welchen wir unsere Ziele erreichen und sogar übertreffen können. Dass ich ein motiviertes Team im Hintergrund habe und wir unsere Erfolge transparent machen können. Wir reden bei uns im Vertrieb nie von gefühltem Erfolg, sondern wir haben messbare Zahlen, auf die wir uns berufen können und die auch im Regelfall nicht diskutabel sind. Und genau das finde ich so spannend am Vertrieb, da es einfach fair ist. Man weiß am Ende der Woche, was man erreicht hat. Das zweite was den Vertrieb so besonders für mich macht, ist, dass kein Tag wie der andere ist. Natürlich haben wir eine Planung und Themen, die alltäglich sind, aber man weiß ganz genau, dass jeden Tag mindestens ein Thema aufschlägt, mit dem man nicht gerechnet hat und dies gilt es dann zu Lösen und zu Bewältigen. Im besten Fall dann auch so, dass es für unsere Vertriebspartner*innen, für unsere Kund*innen und auch für uns als Konzern passt. Diese immer neuen Herausforderungen motivieren mich unfassbar!  


Wie wird man eigentlich Regionaldirektorin? 

Es wurde mir natürlich nicht geschenkt, aber mir war früh klar, dass ich Karriere machen möchte und zukünftig in eine Führungsposition im Vertrieb übernehmen wollte. Ich habe dies mit meiner damaligen Führungskraft offen kommuniziert und erfragt, welche Schritte und welche Ausbildung dafür notwendig sind, mein Ziel zu erreichen. 

In meiner beruflichen Karriere bin ich viele Stationen durchlaufen, die mir heute sehr nützlich sind. Nach dem Abitur habe ich ganz klassisch die Ausbildung zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen bei einem Baufinanzierungs-Makler begonnen. Im Anschluss war ich zunächst selbstständig im Vertrieb. 2010 bin ich mit meinem jetzigen Ehemann von Berlin nach Köln gezogen und bin in diesem Zusammenhang zur Gothaer gekommen. Dort habe ich zunächst im Betrieb im Bereich der Wohngebäudeversicherung als Sachbearbeiterin begonnen. Hier hatte ich die Möglichkeit berufsbegleitend den Versicherungsfachwirt mit dem Schwerpunkt gewerbliche Sachversicherungen, und im Anschluss noch BWL mit dem Schwerpunkt internationales Management und strategisches Marketing zu studieren. Ganz bewusst habe ich mich für ein Studium entschieden, welches nicht Versicherungen als Schwerpunkt beinhaltet, um mir einen breiteren Blickwinkel und ein größeres Wissen anzueignen.  

Von dort aus ging es für mich weiter in die damalige Vertriebsdirektion Bonn. Dort habe ich die Ausbildungsleitung im Innendienst übernommen und diese auch ausgebaut. Mit der Aufnahme in das Gothaer Management Programm konnte ich damals in die Steuerung für den Exklusivvertrieb wechseln. In den verschiedensten Projekten hatte ich dann die Gelegenheit den Konzern strategisch mit zu entwickeln und das Thema Agenturberatung bundesweit mit zu begleiten. Für mich war das eine super spannende Zeit, da ich viele Eindrücke aus den verschiedensten Bereichen gewinnen konnte, mir ein Netzwerk innerhalb des Unternehmens aufbauen konnte und auch unsere Vertriebspartner, die Agenturen, besser kennenlernen konnte und sehen, wie die Besten der Besten heute arbeiten. Ein Aspekt von dem ich besonders heute noch profitiere. Danach bin ich zum 01.09.2017 Gruppenleiterin bei der Gothaer Beratung und Vertriebsservice GmbH geworden. Dort habe ich das Thema BackOffice-Telefonie weiterentwickelt. Mein Job war es den Change der Dienstleistung, also den Anrufbeantworter zu einem Innendienstersatz und einer Innendienstergänzung, für unsere Vertriebspartner nach dem tatsächlichen Bedarf der Vertriebspartner auszubauen. Die größte Herausforderung war hier, dies für unsere Vertriebspartner zu bewerben und diese in den Agenturalltag zu etablieren. Als Gruppenleiterin konnte ich meine ersten Erfahrungen in der Führung eines Teams sammeln.   

Zum 01.01.2019 habe ich dann, als erste Frau bei der Gothaer, die Leitung der Regionaldirektion Frankfurt übernommen. Nach der zehn-Monatigen Elternzeit bin ich zum Sommer 2022 Leiterin der Regionaldirektion Köln geworden. Die Regionaldirektion ist die größte Regionaldirektion der Gothaer. Insgesamt zählen 239 Menschen zum Vertriebsteam der RD Köln. Aufgeteilt auf mein RD-Team von 14 Mitarbeitern und 90 Agenturen und Ihren Mitarbeitern.  


Was sind Deine Aufgaben als Regionaldirektorin? 

Das Aufgabenfeld ist sehr vielschichtig. Ich bin verantwortlich für die Produktions- Zielerreichung über alle Sparten in meiner Region und für die Umsetzung der Konzernstrategie in der Region. Dies fängt bei der Personalführung meines eigenen Teams an und reicht bis zu unseren 90 selbständigen Exklusivvertretern. Wir beraten unsere Vertriebspartner betriebswirtschaftlich & prozessual und unterstützen bei der Personalrekrutierung in den Agenturbetrieben. Die fachliche und verkäuferische Qualifizierung unserer Vertriebspartner gehört ebenfalls in mein Aufgabengebiet und das Umsetzen und Initiieren von Vertriebsmaßnahmen und Controlling stehen weit oben auf der Agenda, um die Zielerreichung sicherzustellen. Zusätzlich bin ich Eskalationsstelle, wenn mein Team oder meine Vertriebspartner Unterstützung benötigen. Ich begleite Großkundengeschäfte bei der Zeichnung und ganz wichtig: wir sind selbstverständlich immer auf der Suche nach neuen Talenten und betreiben aktiv Orgaarbeit um neue Vertriebspartner*innen für die Gothaer zu gewinnen. 

Zusammengefasst ein vielschichtiges Themenfeld, welches Abwechslung garantiert und ein hohes Maß an Resilienz und eine schnelle Auffassungsgabe erfordert.  


Was ist Dir im Vertrieb besonders wichtig? 

Das Thema ganzheitliche Kundenberatung ist auf meiner persönlichen Prioritätenliste ganz oben.  Im Bereich der Ruhestandsplanung und auch Vorsorgeplanung tun wir unseren Kund*innen damit etwas wirklich Gutes und machen den Unterschied im Leben und der Zukunft unserer Kund*innen.  Denn kaum ein Mensch wird morgens wach und verspürt den dringenden Wunsch heute eine Rentenversicherung abzuschließen. Hier sehe ich uns als Versicherungsvertrieb im Lead, unsere Kund*innen für dieses Thema zu sensibilisieren und die Mehrwerte transparent zu machen. Sodass beim Eintritt in den Ruhestand die persönlichen Ziele und Wünsche auch realisiert werden können, als Beispiel fällt mir der Wunsch zu Reisen ein oder ähnliche Lebensträume, die Geld kosten. Wichtig ist aber auch bei einem persönlichen Schicksalsschlag, die finanzielle Unabhängigkeit wahren zu können und die beste medizinische Versorgung zu erhalten die es gibt. Mit der richtigen Absicherung können wir dies für unsere Kund*innen möglich machen, genau hier sehe ich einen wichtigen Sinn in unserer Arbeit und dies treibt mich an.  


Wie vereinbarst Du nun Karriere und Familie miteinander? 

Es ist ein Planungsspiel, welches ich jede Woche aufs Neue gemeinsam mit meiner Familie spiele. Man kann alles planen und organisieren, man muss sich nur genau überlegen, wie man es organisiert, damit es dann auch in der Praxis gut funktionieren kann. Ich kann heute sagen, bei uns klappt es sehr gut. Als klar war, dass ein Kind kommen wird, haben wir uns zusammengesetzt und realistisch überlegt, wie wir dies vereinbaren. Ich habe keinen Mann, der Hausmann ist, sondern auch in einer Führungsposition im Vertrieb. Daher sind wir auch sehr dankbar, dass unsere Familie, besonders meine Mutter, uns hier unterstützt. 

Keiner muss seine Karriere zurückstellen. Beruflich kann jeder seinen Weg gehen und seine Ziele verfolgen, da wir immer offen kommunizieren und unsere Tagesabläufe innerhalb der Familie klar strukturieren und organisieren. Alles kann funktionieren, sofern man auch Plan A und Plan B in der Schublade hat. Ein Kind wird mal krank, der Kindergarten hat auch mal zu und dann darf nicht die Welt zusammenbrechen, sondern du musst vorher wissen, was du dann tust, und dann klappt es auch. 


Hat sich nach Deiner Elternzeit beruflich etwas für Dich verändert? Welche Vorteile bringt Dir das Muttersein als Leiterin einer Regionaldirektion? 

Auf jeden Fall hat sich etwas für mich verändert und dies auch positiv. Wir sind eine Genration, welche sich auch, bevor man Kinder bekommt, sehr viele Gedanken macht. Wir sind da nicht so Impulsgetrieben. Aber wenn man dann wirklich in der Situation ist, lernt man über sich hinauszuwachsen. Für mich persönlich kann ich sagen, dass man zu einer besseren Version von sich selbst wird. Man verändert sich persönlich und reift mit der neuen Lebenssituation. Als Eltern wirst du immer mal wieder an Situationen und Herausforderungen herangeführt, die dich challengen. Du weißt aber selber, dass du weitermachen musst, da du auch keine andere Wahl hast. Diese Erfahrung gibt dir aber beruflich viel Sicherheit. Dadurch kann dich nichts so schnell aus der Bahn bringen. 


Welchen Tipp gibst Du jungen Frauen und Männern, die einen ähnlichen Karriereweg anstreben wie Du? 

Es ist wichtig, sich Tipps geben zu lassen! Auch mir haben erfahrene Führungskräfte mit Rat und Tat zur Seite gestanden, Männer und Frauen. Ich war froh über den ein oder anderen Hinweis, da es mir selbst sehr geholfen hat. 

Plane Deine Karriere nicht zu linear, nutze auch mal Chancen und Türen, die sich öffnen, auch wenn Sie nicht auf den ersten Blick perfekt erscheinen. Der Spruch viele Wege führen nach Rom passt hier sehr gut.  

Sei fokussiert, zeige, dass du Lust auf Leistung hast, bringe dich mit deinen Ideen ein und gib vertrieblich Vollgas. Auf diesen neuen Wegen, auf denen du dann gehst, kannst du dir deine Karriere aufbauen. Arbeite mit in Prestige-Projekten und treibe Themen eigenständig voran, mit denen du dich ins Gespräch bringen kannst. Wenn du einfach nur mitläufst und das gleiche machst wie alle anderen, dann wird es schwer, eine gewisse Präsenz zu haben. Suche dir Mitstreiter und kommuniziere deine Erfolge. 

Besondern wir Frauen müssen darauf achten, dass wir uns melden und verbalisieren, dass wir Karriere machen möchten. Frauen neigen manchmal dazu zu denken, dass man sie sieht, weil sie fleißig sind, weil sie immer tolle Ergebnisse bringen. Es ist ein Erfolgsfaktor die Hand zu heben und zu sagen: ich bin hier, das ist mein Ziel und was muss ich dafür tun?  

 

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Autorin: Margarete Stäubler