Female Empowerment verändert den Blick auf die Welt: im Interview mit Marie-Therese Leopold

Marie-Therese Leopold ist Beraterin, Trainerin und Coach. Ihr beeindruckender Werdegang spricht für sich: Bei Ihrer neunjährigen Tätigkeit bei der Nachrichtenagentur Reuters, hat sie sich von der Praktikantin zur Head of Sales and Marketing hochgearbeitet. Als PR-Beraterin war sie nicht nur für nationale, sondern auch internationale Unternehmen, sowie auch für renommierte TV Persönlichkeiten tätig. In der amerikanischen Foto- Agentur Getty Images, hat sie gezeigt, dass auch in ihr eine echte Vertriebsheldin steckt. Über acht Jahre war sie dort im Vertrieb mit dem Schwerpunkt Strategisches Neukundengeschäft tätig. Seit 2021 ist sie Inhaberin und Unternehmerin von mtl consult. Ihre Themen sind Führung, Vertrieb und Female Empowerment.

 

 

Wer sind Sie? Was machen Sie genau?

Ich bin die erwachsene Tochter meiner Eltern, die kleine Schwester meines Bruders, die liebende Ehefrau meines Mannes und meine eigene Chefin.

Ich lebe in Berlin und arbeite seit 2021 als selbständige Trainerin, Coach und Unternehmensberaterin. Mein Unternehmen heißt mtl consult … für mehr Frauen in Führung und Vertrieb – mtl sind meine Initialen. Ja, was mache ich genau? Nach über 30 Jahren im Job als angestellte Vertrieblerin und Kommunikationsberaterin habe ich vor zwei Jahren mein eigenes Unternehmen gegründet, um mein Wissen, meine Erfahrungen und meine Expertise weiterzugeben. Jetzt mache ich Frauen stark, unterstütze und begleite sie, damit sie sich trauen, in Führung zu gehen und/oder im Vertrieb zu arbeiten. Das sind dann auch genau meine Schwerpunkte im Training, Coaching und der Beratung: Führung, Vertrieb und Female Empowerment.

 

 

Was bedeutet für Sie „Female Empowerment“?

Frauen Mut machen, ihren eigenen Weg zu entdecken und zu gehen, damit sie ein erfülltes, ein gelungenes Leben führen. Drei Fragen begleiten doch unser ganzes Leben: „Was will ich eigentlich?“, „Was kann ich besonders gut?“ und „Wofür bin ich hier im Leben?“ – also die Sinnfrage.

Wenn ich meine eigenen Stärken und Ressourcen kenne, meine Ziele formulieren kann und weiß, wofür ich das alles mache, dann kommt die ganze Person ins Spiel. Dann ist der Mensch nicht nur eine produktive Arbeitskraft, die Geld verdienen muss (fürs eigene Überleben und das des Unternehmens), sondern eine ganz bestimmte Person mit einem Gesicht, mit Herz, Hirn und Hand. Für mich bedeutet „Female Empowerment“, dass jede Frau ihre Einzigartigkeit wahrnimmt und daraus Energie, Vertrauen, Gewissheit, Kraft zieht, um ihr Leben selbstbewusst zu gestalten. Dich gibt es nur ein einziges Mal! Du bist ein Unikat. Du machst einen Unterschied. Du bist so wie Du bist schon wunderbar – mach was draus.

Mit dieser Haltung verändert sich der Blick auf die Welt, auf die konkrete Arbeitswelt, auf die täglichen Herausforderungen.

Ich erlebe es häufig, dass Frauen besonders kritisch gegen sich selbst sind: Ich bin nicht gut genug. Sei perfekt! Schaffe ich das überhaupt? Diese Fragen habe ich mir natürlich auch gestellt, als ich das erste Mal Führungsaufgaben übernommen habe. Doch durch dieses Grübeln stellen wir uns selbst ein Beinchen, geben dem Selbstzweifel zu viel Raum. Stattdessen möchte ich die Frauen bestärken, Ihre Talente, ihr Können, Ihre ganze Persönlichkeit zu entwickeln und einzusetzen. Einfach machen!  An meinem PC klebte lange ein Post-it mit dem Werbeslogan von Nike: Just do it!

 

 

Ihr Modell „Die 5 Säulen der Selbstwirksamkeit“ soll Frauen in Führung in ihrer Entwicklung weiterbringen. Welche sind die 3 größten Vorteile die Frauen hieraus ziehen können?

Ich möchte kurz mein Modell der „5 Säulen der Selbstwirksamkeit“ vorstellen: Es geht dabei um den Glauben an sich selbst, daran, dass Du etwas bewegen und bewirken kannst; dass Du Power, Kraft, ja Macht hast, Dich zu verändern und die Welt zu gestalten. Du bist nicht ohnmächtig, das passive, duldende Opfer, sondern die Handelnde, die auch in schwierigen Situationen selbstbewusst und selbständig agiert. Das Vertrauen auf die eigenen Kompetenzen bringt uns ins Tun (und übrigens auch ins Lassen, Stichwort: Los-lassen, Grenzen setzen).

Die Haltung zu sich selbst, mein Selbst-Vertrauen bildet die Basis der Selbstwirksamkeit. Es speist sich und wächst durch meine eigenen Erfolgserlebnisse, passende Vorbilder, durch Ermutigung durch andere und aus der eigenen emotionalen Aktivierung. Auf diesem Fundament stehen die fünf Säulen der Selbst-wirksamkeit:

 

 

 

  1. Selbst-Reflexion: Das bin ich! Meine Werte – meine Haltung
  2. Selbst-Bewusstsein: Das kann ich! Meine Stärken
  3. Selbst-Darstellung: Hier bin ich! Auftreten, Stimme, Gestik & Mimik
  4. Selbst-Behauptung: Das mach ich! Ziele, Macht und Souveränität
  5. Selbst-Fürsorge: Das brauch ich! Resilienz & Burn-Out Prophylaxe

Ganz schön viel Selbst! „Selbst“ steht hier nicht für das Kreisen um sich selbst, sondern für die Beschäftigung mit mir selbst, denn das ist der erste Schritt von dreien: Vom Ich zum Du zum Wir!

Damit kommen wir zum Kern, den Vorteilen. Ich würde sogar sagen, zum Nutzen für weibliche Führungskräfte und für die Unternehmen: Nur wenn ich mich selbst kenne, meine Stärken – und auch meine Grenzen – kenne, kann ich andere Menschen führen. Führung bedeutet für mich Leadership, Führen durch Persönlichkeit in Kombi mit den passenden Tools und Techniken.

Eine Führungsposition kann von einem auf den anderen Tag angenommen werden. Führungskraft werde ich aber erst mit der Zeit, allmählich; es ist ein Prozess, eine Entwicklung hin zu einer reifen Person mit Wurzeln und Flügeln, einer kraftvollen Persönlichkeit mit Standing (Steherqualitäten) und mit Mut für Veränderungen, Ideen und Innovationen. Gute Führung hat den anderen und das Ganze im Blick.

Konkret ziehen die Frauen, die ich in diesem Prozess durch Coaching oder Trainings begleite, drei wesentliche Nutzen: große Zufriedenheit, hohe Stabilität und Klarheit im Beruf und im Privatleben.

 

Der Alltag als Unternehmer*in kann manchmal ganz schön hektisch sein. Haben Sie einen einfachen Tipp zur täglichen Anwendung, um fokussiert zu bleiben?

Ich habe selbst oft mit dem „inneren Schweinehund“ zu kämpfen und neige dazu, Dinge aufzuschieben oder Unwichtiges zuerst zu tun. Wenn der Druck dann groß genug ist, setze ich mich ran und bin total fokussiert. Als ich noch als Journalistin gearbeitet habe vor über 30 Jahren, drohte stets die Deadline. Das half. Heute sind es die Aufträge, die Termine, meine Kunden und Kundinnen, die von mir gute Arbeit verlangen und bekommen. Ich brauche diese extrinsischen Faktoren – andere können sich selbst besser durch Prio- und To-Do-Listen motivieren. Ich schreibe immer wieder diese Listen, um sie dann zu ignorieren. Den einen, einfachen Tipp habe ich also nicht. Nur eines hat sich bewährt: Machen! Einen Schritt nach dem anderen. So komme ich weiter.

 

Eine Unternehmensgründung erfordert oftmals viel Mut, Hingabe, Fleiß und auch die Angst vor dem Scheitern schleicht sich immer mal wieder in die Gedanken ein. Welche Botschaft haben Sie an Frauen, die sich gerade in der Gründungsphase befinden oder gründen möchten, sich aber nicht trauen?

Wenn Sie sich gründlich vorbereiten z.B. durch einen Business Plan, dann werden Sie mit Ihrem Unternehmen erfolgreich – lautet meine Botschaft.  Eine gründliche Vorbereitung bedeutet, sich mit sich selbst, mit Ihrem Angebot (Produkt oder Dienstleistung), Ihren zukünftigen Kund*innen und dem Marktumfeld zu beschäftigen. Wenn Sie Ihren USP kennen (das, was Sie einzigartig macht) und ein nützliches Produkt anbieten (und davon auch wirklich, wirklich überzeugt sind), braucht es meist nur noch eine kleine Portion Mut, den kleinen Tritt oder Schubser. Ich helfe Ihnen gerne bis zum Beckenrand. Springen müssen Sie dann selbst! Nur Mut und viel Erfolg! Übrigens: Schwimmen ist herrlich erfrischend und belebend.

 

Was ist Ihr Motto?

Als Rheinländerin bin ich zutiefst davon überzeugt: „Et hätt noch emmer joot jejange!“ Frei übersetzt bedeutet es: „Alles wird gut!“. Getragen von dieser optimistischen Grundhaltung setzte ich mir jedes Jahr meine eigenen Entwicklungsziele. Das habe ich im Vertrieb gelernt und hilft mir beruflich und persönlich zu wachsen.  Was sind meine Ziele, Maßnahmen und wie setze ich diese um? Am Ende definiere ich daraus drei Hashtags. Diese ergeben jedes Jahr aufs Neue mein Jahresmotto.

Für 2023 sind diese #Schenken #Räumeschaffen #Perspektivwechsel.

 

 

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